Geschrieben von: Sabine Ruthenfranz
Fachjournalistin Heimtier-Marketing & Katzenmedizin

Mein Artikel im Branchen forum Zoo & Garten 12/2011

Potenzial am „Point of Sale“ – Fellpflege bei LanghaarkatzenLanghaarkatzen sind zweifelsohne ein Augenschmaus und an Eleganz kaum zu übertreffen, wenn das Fell der Katzen entsprechend gepflegt wird. Das Angebot an Fellpflegezubehör im Zoofachgeschäft ist groß, trotzdem werden verfilzte Tiere schnell im Tierheim abgegeben oder landen im besten Fall zum Scheren auf dem Frisiertisch eines Heimtierpflegesalons. Eine gute Beratung hinsichtlich der einzusetzenden Fellpflegeutensilien und ein paar Tipps zur Anwendung im Zoofachgeschäft könnten Abhilfe schaffen und so auch die Fellpflege durch die Katzenhalter fördern.

Rassekatzen mit langem, seidigem Fell sind nach wie vor sehr beliebt. Als bekannteste unter den Langhaarkatzen ist wohl die Perser zu nennen, aber auch die Angora oder die Deutsche Langhaar stehen ihr mit ebenfalls prächtigem Fell in nichts nach. Allen Langhaarkatzen und auch zum größten Teil den Halblanghaarkatzen gemein ist jedoch die notwendige Fellpflege durch den Menschen. Denn auch wenn die Katze gesund und munter ist und sich durchaus täglich selbst putzt, entstehen früher oder später kleine Knötchen im Fell welchen die Katze nicht mehr alleine Herr werden kann. Nach und nach kann so ein Großteil des Fells verfilzen und der Katze große Qualen bereiten. Neben dem optischen Missstand schränkt das verfilzte Fell langfristig die Bewegungsfreiheit ein und wird von schmerzhaftem Ziepen begleitet, was der Katze sicher alles andere als angenehm ist. Wenn das Katzenfell bereits stark verfilzt ist hilft oft nur noch das Scheren mit der Schermaschine beim Profi. So bekommen es die Heimtierpfleger im Hundesalon dann auch mit Katzen zu tun.

Die Verantwortung des Katzenhalters
An dieser Stelle ist der Katzenhalter gefragt, der sich schon vor der Anschaffung einer langhaarigen Schönheit darüber informiert haben sollte, dass er seiner Katze ein Leben lang und regelmäßig bei der Fellpflege helfen muss. Leider ist dies nicht immer der Fall. Viel zu oft landen verwahrloste Langhaarkatzen im Tierheim oder werden zumindest mit Ihren Fellproblemen alleine gelassen.
Ute Klein, ZZF-Vizepräsidentin und ZZF-geprüfte Heimtierpflegerin: „Vielen Haltern ist gar nicht bewusst, wie viel Leid sie ihren Tieren bei mangelnder Pflege antun. Die Menschen züchten Tiere mit unglaublich viel Fell (was zweifelsohne meist sehr schön anzuschauen ist), jedoch sind die Katzen nicht mehr in der Lage, sich selbst zu pflegen. Deshalb sind sie auf die Hilfe ihrer Besitzer angewiesen. Hier gilt mein Appell an die Züchter, ihren Kunden beim Kauf einer Katze eine ausführliche Pflegeanleitung zur Verfügung zu stellen.“

Katze ist nicht gleich Katze
Der Umfang der Pflege hängt neben den rassetypischen Felleigenschaften auch von den individuellen Eigenschaften der jeweiligen Katze ab. Katzen die es bei der Fellpflege nicht so genau nehmen, neigen ohne menschliche Hilfe eher zum Verfilzen als solche die sich täglich mit Hingabe putzen. Aber auch die Jahreszeit (Fellwechsel), der Gesundheitszustand der Katze und die Ernährung beeinflussen den Zustand des Katzenfells. Nichts desto trotz liegt die Hauptursache für Verfilzungen in einer unzureichenden Fellpflege der Tiere durch den Menschen. Sei es aus Unwissenheit oder aus Bequemlichkeit der Halter. Eine zielgerichtete Beratung im Zoofachhandel kann die Halter von Langhaarkatzen überzeugen sich die richtigen Pflegeprodukte zu kaufen und damit eine regelmäßige Fellpflege daheim fördern. Zahlreiche Fellpflegeprodukte die auf die Heimanwendung ausgelegt sind, erleichtern den Haltern die Pflege ihrer Lieblinge und tragen somit auch zum Wohlbefinden der Katze bei. Aber nicht jedes Produkt ist für jede Katze gleichermaßen gut geeignet. Auch kommt es darauf an wie häufig es zum Einsatz kommt. Reicht bei täglicher Pflege eine gute Bürste zum Striegeln aus kann diese bereits bei wöchentlichem Einsatz schon an ihre Grenzen stoßen bzw. ungeeignet sein das Fell zu entwirren.

Wer nicht fragt bleibt dumm
Nicht nur der Kunde darf Fragen stellen, auch der beratende Verkäufer darf und sollte seinen Kunden gelegentlich auf den Zahn fühlen, um die passenden Produkte empfehlen zu können.

  • Um welche Katzenrasse geht es?
  • Hat die Katze schon immer unter Verfilzungen zu leiden?
  • Was wird gefüttert?
  • Welche Fellpflegeprodukte kommen bislang zum Einsatz?
  • Wird derzeit täglich oder wöchentlich gekämmt/gebürstet?
  • Und lässt sich die Katze die „Behandlung“ großmütig gefallen oder muss der Halter zu einer „Blitzbehandlung“ greifen, da sich Mieze gar nicht gerne kämmen lässt?

Ein Kunde der sich nach geeignetem Katzenfutter für Langhaarkatzen erkundigt, nimmt sicher auch gerne Empfehlungen und Tipps zur Fellpflege entgegen.Tipps zur Pflege und für die passenden Pflegeprodukte
Das speziell ausgebildete Personal im Zoofachgeschäft oder im Heimtierpflegesalon kann mit hilfreichen Tipps und der Empfehlung von passenden Produkten punkten.
Denn es gibt viele Themen an welche die Experten anknüpfen können um den Kunden zu beraten, der betroffenen Katze zu helfen und… um den Abverkauf und die Kundenzufriedenheit zu steigern.
Ute Klein regt diesbezüglich an: „Beratung im Zoofachhandel kann nur durch speziell ausgebildetes Fachpersonal erfolgen. Ich sehe hier durchaus eine Symbiose zwischen Zoofachhandel und Hunde- oder Katzenpflege-Salons. Eine gegenseitige Unterstützung in Form von Empfehlungen wäre hierbei wünschenswert.“
In der Tat kann eine solche Zusammenarbeit für alle Beteiligten zum Vorteil sein und eine „Win-win-Situation“ entstehen lassen. Die Beratungskompetenz in Pflegesalon und Zoofachgeschäft kann Kundenprobleme lösen. Zufriedene Kunden kommen sicher gerne wieder, kaufen ein und empfehlen weiter.

Gewöhnung an die Fellpflege:
Wenn möglich sollte mit der Fellpflege „zu Übungszwecken“ schon bei einem Katzenbaby begonnen werden. Dazu eignet sich zum Beispiel eine Babybürste für Menschen. Die Kombination „streicheln“ und „vorsichtig kämmen“ ist ein guter Anfang.
Aber auch ältere Katzen lassen sich an die Fellpflege gewöhnen:

  1. Wichtig: Nehmen Sie sich Zeit und haben Sie Geduld!
  2. Gehen Sie konsequent vor und halten Sie ihre Katze notfalls auch zu zweit fest.
  3. Belohnen Sie die Katze auch bei kleinen Erfolgen mit Lob und/oder Leckerchen.
  4. Machen Sie aus der Fellpflege ein kleines Ritual, welches sie mit einer Spielrunde beenden.

Pflegeintensität:
• Mindestens zwei mal wöchentlich intensiv bürsten. Bei Bedarf auch täglich.Pflegeprodukte:

  • Massagebürsten aus Gummi entfernen abgestorbene Haare und sind gut als Einstiegsbürste zum Gewöhnen geeignet da sie sehr leicht anzuwenden sind.
  • Ein Einwirrungskamm mit drehbaren Zinken eignet sich zum Auflockern erster Fellknötchen. Dabei unbedingt bei den Fellspitzen anfangen und sich langsam in Richtung Haut herantasten. Anschließend kommt eine Softbürste mit weichen Metallborsten für die regelmäßige/tägliche Pflege zum Einsatz.
  • Mit einer kleinen, aber durchgängig scharfen Schere mit abgerundeter Spitze oder einem Entfilzermesser lassen sich bereits verfilzte oder stark verknotete Haare herausschneiden.
  • Macht das Fell der Katze ein Baden erforderlich, sollte nur ein mildes Katzenshampoo und ein entsprechender Conditioner zum Einsatz kommen. Vor dem ersten Bad ist allerdings eine fachliche Beratung von einem erfahrenen Züchter oder einem Experten im Heimtiersalon empfehlenswert, damit das erste Bad nicht zu einer bösen Erinnerung wird.