Geschrieben von: Sabine Ruthenfranz
Fachjournalistin Heimtier-Marketing & Katzenmedizin

Vor etwa drei Monaten habe ich von einem Kunden erfahren, dass er “eine Art Anzeige” für sein Unternehmen gebucht hat, um dessen Umsetzung ich mich kümmern sollte. Diese “Art Anzeige” war eine Mischung aus “redaktionellem Beitrag” und “normaler Anzeige”, kostete natürlich Geld (also doch Anzeige!) und sollte in der Magazin-Sonderausgabe eines regionalen Käseblattes erscheinen. Die Kontaktaufnahme mit der Ansprechpartnerin des Magazins erwies sich als recht schwierig. Sie war quasi Ansprechpartnerin für das Käseblatt, nicht jedoch für die Sonderausgabe. Da es aber niemand anderen gab, war sie doch die Ansprechpartnerin. Als es darum ging das genaue Anzeigenformat für die Anzeigengestaltung zu klären wurde ich von ihr aufgeklärt, dass es sich ja auf gar keinen Fall um eine Anzeige handele, sondern nur um “eine Art Anzeige”. Außerdem wäre das Layout schon fertig, es wären lediglich Fotos notwendig, die in das fertige Layout integriert werden sollen. So weit, so gut. Das fertige Layout war schlussendlich doch nicht fertig und es gab noch jede Menge Ungereimtheiten um die Abwicklung, bis die Anzeige, sorry, die fast-Anzeige, dann doch endlich in Druck gehen konnte.

Wochen später…

…fragte ich mich was daraus geworden war. Ich hatte nichts mehr gehört und auch kein Belegexemplar erhalten. Also habe ich die nette Käseblattdame noch einmal angerufen um Näheres für meinen Kunden zu erfahren. Die Käseblattansprechpartnerin verwies mich an einen neuen Kollegen, da sie ja eigentlich gar nicht die richtige Ansprechpartnerin war. Dieser war allerdings gar nicht im Thema und leitete mich direkt an einen anderen Kollegen weiter, der wiederum in einer ganz anderen Filiale saß. Zum Schluss war ich wieder bei meiner Käseblattansprechpartnerin am Telefon. Schließlich stellte sich heraus, dass die Belegexempare vergessen wurden, das Magazin aber bereits erschienen sei. Also alles gut.

Heute…

…bekam ich dann diese “besondere” E-Mail. Es war eine E-Mail, die vor über einem Monat der Filialleitung meines Kunden zugemailt wurde. Dort wurde sie ausgedruckt, wanderte offenbar in Papierform in ein Korrespondenz-Körbchen, verweilte eine Zeit lang dort und machte sich dann per Fax auf den Weg zum Chef. Dort lag sie wartend auf erneute Sichtung in einem anderen Körbchen, bis sie schließlich, versehen mit einem handschriftlichen Fragezeichen, der Assistentin des Chefs zugeteilt wurde. Die Assistentin wurde damit beauftragt die auf Papier ausgedruckte E-Mail wieder zu digitalisieren, um sie mir dann in eingescannter Form als E-Mailanhang zuzuschicken. Knapp 6 Wochen später ist sie nun bei mir gelandet. Das ging ja flott. (Bitte nicht nachmachen!) Ehrlich gesagt: Ich hatte keinen blassen Dunst worin es in der E-Mail ging. Irgendetwas mit “Webprofil” und “Zugangsdaten”. Es hätte auch Spam sein können. Da mein Kunde jedoch ganz offensichtlich wissen wollte, worum es ging, habe ich die auf der ausgedruckten, gefaxten, eingescannten E-Mail angegebene Telefonnummer angerufen. Die Dame am anderen Ende erklärte es seien die Zugangsdaten für ein Webprofil. Das stand darauf auch geschrieben, aber wofür genau und warum? Da ich noch immer im Dunklen tappte, fing die Dame an notgedrungen alle “Kooperationen” und “Produkte” aufzuzählen, bei denen in ihrem Unternehmen üblicherweise zu einer solchen E-Mail kommt. Zu guter letzt sagte sie den Namen eines Print-Magazins, der Sonderausgabe eines Käseblättchens, an welchen ich mich erinnern konnte. Es handelte sich um die Sonderausgabe mit der fast-Anzeige von vor drei Monaten. Zur Erläuterung: Der Name des Käseblättchens, der Sonderausgabe des Käseblättchens und der Absender aus der E-Mail waren vollkommen losgelöst voneinander. Es war ohne Hinweis nicht erkennbar, das Webprofil und Käseblattsonderausgabe irgendetwas miteinander zu tun haben. Die Dame aus der E-Mail lachte, sagte dann aber aus voller Überzeugung, dass eigentlich alle wüssten, dass ihre Zugangsdaten zu der fast-Anzeige der Sonderausgabe des Käseblättchens gehören würden. Aber es wäre sicherlich sinnvoll, wenn die Käseblattansprechpartnerin dies zusätzlich an die Endkunden, also meinen Kunden, kommunizieren würde. Nun ja, das denke ich auch. Wenn ich mir diesen Ablauf so anschaue und sehe wieviele Personen mehrmals mit der fast-Käseblattanzeige beschäftigt waren… Wenn ich darüber nachdenke, wieviel die fast-Anzeige gekostet hat, auch wenn da ein hammermäßig-durchdachtes Webprofil für ein Jahr gratis dabei ist, von welchem aber niemand wusste… Wenn ich mir die mittelprächtig im Fertiglayout zusammengeschusterte fast-Anzeige ansehe und das fast nicht auffindbare unnütze und belanglose Webprofil auf einer unbedeutenden Plattform sehe… …da könnte ich bitterlich weinen.

Erfahrungswerte, die ich gerne weitergebe:

Käseblattanzeigen machen in der Regel unnütze Arbeit und kosten Geld – mehr nicht. Die Verkäufer solcher Anzeigen sind meist sehr, sehr gut darin Unwissenden angebliche Vorteile und Marketingeffekte aufzuzeigen. Sie sind hartnäckig und schrecken manchmal auch nicht davor zurück Quatsch, also Unwahrheiten, zu erzählen. Ich war mehrmals dabei, habe in die fragenden Augen meiner Kunden gesehen, die den Anzeigenverkäufern hoffnungslos ausgeliefert gewesen wären, wenn ich nicht die richtigen Fragen gestellt hätte. Kleineren Unternehmen geht durch solche Aktionen oftmals das wenige Marketingbudget verloren, welches sie an anderer Stelle gut gebrauchen könnten. Ganz zu schweigen von der Hoffnung auf den großen Kundenandrang, der meist ausbleibt und der bitteren Enttäuschung, wenn die Rechnung ins Haus flattert. Und mal ganz ehrlich: Gefaxte E-Mails bringen keinen Zeitvorteil. Nicht machen!