Geschrieben von: Sabine Ruthenfranz
Fachjournalistin Heimtier-Marketing & Katzenmedizin

Ich komme aus einer Familie mit vielen Selbständigen. Spaß an der Arbeit und Freude am Beruf waren für mich immer selbstverständlich. Bis zu dem Moment, an dem ich selbst in Festanstellung meine berufliche Laufbahn begann. Nicht etwa, weil ich nicht meinen Traumberuf ergriffen hatte. Oh nein. Sondern weil ich plötzlich mitbekommen habe, dass irgendwie alle um mich herum unzufrieden waren. Unzufrieden mit dem Chef, den Kollegen oder dem ganzen Job.

Umgang mit Unzufriedenheit im Job

Auch ich kam natürlich irgendwann an so einen Punkt und war extrem unzufrieden mit meinem Job. Und?
Ich habe mir einen neuen Job gesucht. Denn für mich war und ist auch heute immer noch ganz klar, dass der Beruf mit seiner tagtäglichen Arbeit unbedingt Spaß machen muss. So habe ich das eine Weile gehandhabt, Erfahrungen gesammelt und irgendwann entschieden, dass ich mich meinen selbständigen Familienmitgliedern anschließe. Auch wenn ich freilich wusste, dass die Selbständigkeit nicht nur aus “rosa Zuckerwatte und Sonnenschein” besteht. Dennoch habe ich diesen Schritt niemals bereut und ich ich kann es manchmal nicht fassen, wenn ich ehemalige Kolleginnen und Kollegen treffe, die noch immer unzufrieden und vor sich hin moppernd ihrem alten Job nachgehen. Man muss sich ja nicht gleich selbständig machen, aber aus meiner Sicht doch zumindest einen Job suchen, mit dem man glücklich ist. Die Ausnahmen, bei denen solche Entscheidungen aus besonderem Grund nicht möglich sind, lasse ich hier jetzt mal außen vor.

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Chancen der Herzblut-Selbständigkeit – die rosa Zuckerwattewolke

Nun bin ich mittlerweile seit 14 Jahren selbständig und habe auch viele andere Selbständige kennengelernt. Darunter gehen jedoch nicht alle wirklich ihrer Leidenschaft nach. Denn unter den Selbständigen gibt es wiederum eine kleinere Gruppe, die ich als „Herzblut-Selbständige“ bezeichne. Sie haben sich ein Business ausgesucht, welches sie einfach lieben, womit sie sich am liebsten rund um die Uhr beschäftigen und worin sie absolut aufblühen und zur Höchstform auflaufen. Wenn ich das nur schreibe, fühle ich ein lebendiges Blubbern in mir und fühle mich höchst zufrieden. Denn auch ich zähle mich zu diesen Herzblut-Selbständigen. Und ich empfinde meinen Beruf, oder vielleicht besser meine Berufe, tatsächlich als Berufung. 

Wie könnte es anders sein, als dass ich natürlich am liebsten ebenfalls Herzblut-Selbständige als Kunden betreue. Denn so von Herzblut-Selbständigem zu Herzblut-Selbständigem klappt es ganz besonders gut. Das betrifft natürlich insbesondere das Coaching, aber auch bei klassischen (Online-)Marketingthemen, ist es einfach toll einen Kunden zu betreuen, der wirklich will. Dieses „wirklich“ taucht übrigens überall auf. Auch in meinen Texten. Denn nur wenn man „wirklich“ will, kann man auch „wirklich“ weiterkommen 😉

Wer mit Leidenschaft dabei ist, ist meist auch bereit für „seine Berufung“ zu kämpfen. Und klappt erst einmal der Schritt “von der Selbstbestimmung zur Selbsterfüllung” ist es wie mit einer Wunderdroge. Alles ist so leicht, die Arbeit wird gar nicht als solche empfunden und das strahlt man als Herzblut-Selbständiger natürlich auch aus. Man kann seine Kunden regelrecht mitreißen, begeistern und ihnen exzellente Produkte verkaufen bzw. eine exzellente Arbeit abliefern.

Kunden von Herzblut-Selbständigen können sich meist also über außerordentlich hohe Leistungen freuen!

Risiken der Herzblut-Selbständigkeit – jenseits der rosa Zuckerwattewolke

Bei all der Freude an der Arbeit, gibt es natürlich auch Schattenseiten. Denn wir Herzblut-Selbständige haben hohe Ansprüche an uns und unsere Arbeit. Das dumme daran ist, dass unsere Kunden das nicht immer zu schätzen wissen. Was schert es einen Kunden, der mit 80% Leistung zufrieden ist, wenn er 120% bekommt? Das ist zwar nicht immer ein Problem, aber für den einen oder anderen Herzblut-Selbständigen ist das fast eine untragbare Situation. Da fehlt es hier und da an ein wenig Einfühlungsvermögen für das Gegenüber, also gegenüber denjenigen, die nun einmal nicht zur Herzblutfraktion gehören. Aber keine Sorge, den Umgang damit kann man lernen, seine Zielgruppe entsprechend anpassen und mit Offenheit für Zufriedenheit beider Seiten sorgen. Aber man sollte es wirklich 😉  aktiv angehen.

Selbsterfüllung als Zahlungsmittel?

Dann gibt es aber noch ein viel ernsteres Problem. Denn einige Herzblut-Selbständige vergessen manchmal, dass sie arbeiten, um davon zu leben und nicht um des Arbeitens Willen. So kenne ich Therapeuten, (Tier-)Heilpraktiker, Trainer und Lebenscoaches…, die so gerne „helfen“ möchten, dass es ihnen nicht gelingt ihre Leistungen entsprechend abzurechen bzw. zu verkaufen. Diese Berufe haben es meiner Meinung nach auch wirklich besonders schwer. Und der Haken daran ist sogar nicht nur finanzieller Natur. Denn oft sind Klienten, die ohne Zahlung gratis Dienste in Anspruch nehmen leider diejenigen, die mit der Leistung des Herzblut-Selbständigen gar nichts anfangen (wollen, können) und nach dem Motto „Was nichts kostet taugt auch nichts!“ das Engagement nicht die Bohne würdigen. Ein echtes Dilemma für den Herzblut-Selbständigen, der sich voller Eifer ins Zeug gelegt hat.

Wer diese Situation schon einige Male unreflektiert (!) durchlebt hat, verschließt sich meist ganz und gar, beantwortet Anfragen nur noch spärlich und ist innerlich kurz davor für jeden Handschlag erst einmal eine Vorkassegebühr zu verlangen. Doch so geht es leider auch nicht. Sicher ist es ärgerlich, wenn man von Kunden in dieser Form „benutzt“ wird. Aber man ist auch immer selbst dafür verantwortlich wie weit man im Kundengespräch und in der Beratung gehen möchte. Und auch das kann man wirklich lernen und üben. In meinen Coachings gebe ich schrecklich gerne Hilfestellung an betroffene Herzblut-Selbständige weiter. Denn ich kenne das noch all zu gut aus meiner eigenen Anfangszeit.

Erste Schritte in die rosa Zuckerwattewolke

Ich kann mich gut daran erinnern, als ich kurz nach meiner Ausbildung erste Kreativaufträge für Logodesign angenommen habe. Ich habe mich so sehr darüber gefreut, dass jemand an meinen Diensten interessiert war, dass ich manchmal tatsächlich ganz vergessen habe vorab über den Preis zu verhandeln. Oder ich habe mich so schnell auf den vermeintlichen Auftrag gestürzt, dass ich manchmal nicht mitbekommen habe, dass mein „Auftraggeber“ noch gar nicht bereit für einen Auftrag war. Da war ich jedoch schon gedanklich fast mit dem Logo fertig.

Das war damals alles nicht ganz so dramatisch, da ich zu dieser Zeit fest angestellt war und die Erlaubnis für kleinere Nebenheraufträge hatte. Ich war also nicht wirklich auf das Geld angewiesen. Aber es waren im Prinzip meine ersten Schritte in die Selbständigkeit und ein paar Euro zusätzlich wären nett gewesen. So habe ich jedoch aus dieser Zeit viel mitnehmen können, was mir dann später als Herzblut-Selbständige geholfen hat und immer noch hilft mit meinen Kunden offen umzugehen. Denn man lernt sein Gegenüber besser einzuschätzen, hält seinen Eifer wohlweislich in Schach und entfesselt die Herzblutkraft erst dann, wenn es wirklich los geht. Aber dann so richtig 🙂     ❤ 

Bist du auch mit Herzblut selbständig?

Dann freue ich mich über dein Feedback und deine Erfahrungen per E-Mail an miau@cat-competence.de Und vielleicht schauen wir uns deine Chancen der Selbständigkeit, deine „rosa Zuckerwattewolke“, mal gemeinsam an. Ich würde mich freuen 🙂