Geschrieben von: Sabine Ruthenfranz
Fachjournalistin Heimtier-Marketing & Katzenmedizin

Viele, viele Jahre ist es nun her, dass mein Mann Oliver und ich die Idee hatten ein Portal für Künstler auf die Beine zu stellen. Einem Ort, an dem Kreative ihre handgemachten Designs und Werke präsentieren und verkaufen können. Der Gedanke kam daher, dass wir beide Kunsthandwerksmärkte sehr mögen, selbst so einiges kreatives Zeug gemacht haben und damals viele Kreative noch keine eigene Homepage hatten, um sich ansprechend im Web präsentieren zu können. So lag es nahe eine Möglichkeit für diese Zielgruppe zu erschaffen, um Kunst online zu verkaufen. An eine Alternative zu Dawanda oder Alternative zu Etsy haben wir damals nicht gedacht.

Ein perfektes Team

Oliver’s und mein beruflicher Hintergrund waren eine wunderbare Kombination, um aus der Idee Wirklichkeit zu machen. Unter dem Namen Lieb und wert bauten wir 2005 mit viel Zeitaufwand, an Wochenenden und nicht selten bis spät in die Nacht, an unserem “Schlösschen”. Denn “Lieb und wert” war Ein Ort für das Besondere aus Kunst Design und Handwerk (so der Slogan) und spielte in einem weißen Schloss auf rosa Hintergrund. Im Prinzip war das ein Vorgänger von Dawanda und Etsy, die uns bereits in den Anfängen den Rang ablaufen sollten.

Ja, so sahen wir damals aus :-)
Das war eines unserer Imagebilder, natürlich auch selbst gemacht ;-) Das war unsere Alternative zu Etsy & Co.
Und weil es so schön war: Noch ein Bild von uns aus alten Zeiten :-)

Die Zeit vor Dawanda und unsere Alternative zu Etsy

Es war eine Zeit ohne Facebook, ohne Social Media und Co. Viele hatten noch keine eigene Homepage und die digitale Vernetzung steckte wahrlich noch in den Kinderschuhen. Vielleicht kennst du noch Mr. Wong? Das war eines von zahlreichen Web-Portalen für Social Bookmarking. Das und einige andere haben wir natürlich genutzt und waren unserer Zeit damit irgendwie ein ganzes Stück voraus. Nicht auszudenken, wenn wir damals schon Facebook und Co gehabt hätten. Aber wir starteten dennoch voller Elan und haben alles, wirklich gnadenlos alles selbst gemacht. Gut, Logo/Design und Homepage gehörte schon damals zu meiner beruflichen Basis. Aber der ganze Technikkram war wirklich eine Herausforderung.

Updates auf Knopfdruck, so wie man es heute von WordPress und Co kennt? Gab es nicht. Wir haben fein säuberlich die Updatesdateien von Hand eingespielt. Nicht selten machte es dabei kurz vor Ende, spät in der Nacht, einfach *pufff* und nichts, aber auch gar nichts ging mehr. Wer mit mir heute zusammenarbeitet weiß, dass ich ein ganz, ganz großer Freund von aktuellen Backups bin. Jetzt wisst ihr auch warum 😉 Denn wenn nach dem ganz großen Gefrickel die vollbrachte Arbeit verschwindet, ist das echt frustrierend. Es sei denn man hat ein Backup.

Community-Plugins? Ja, die gab es, steckten aber noch in den Kinderschuhen und waren alles andere als benutzerfreundlich in der Konfiguration. Zu allem Übel fehlten praxiserprobte Plugins für die Umsetzung unserer Ideen, so dass wir uns viel zu oft mit Beta-Versionen (das sind sozusagen Testversionen, die in der Regel noch viele Fehler enthalten) herumplagen mussten.

SmartPhones mit tollen Foto- und Video-Funktionen? Gab es noch nicht. Trotzdem hatten wir ein eigenes Video und sogar eine eigens dafür komponierte Melodie.

Wie haben also Konzept und Prozesse erstellt, die Homepage aufgebaut und nach unseren Ideen angepasst und schlussendlich Kreative gesucht und geworben, die sich dann in unserem “Schlösschen” präsentiert haben. Sogar verschiedene Kunsthandwerkermärkte haben wir organisiert und waren zum Beispiel mit unseren Künstlern von Lieb-und-wert auf der Design:Palette auf Zollverein vertreten.

Eine aufregende und tolle Zeit, in der wir viel gelernt haben. Über Geschäftsmodelle und die Leidenschaft für etwas. Aber vor allem über technische Tücken, programmieren und konfigurieren.
Und das Video hier, war ja wohl ein Hit, oder? 😉

Vimeo

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Vimeo.
Mehr erfahren

Video laden

Der Tag an dem Dawanda und Etsy kamen

Wir steckten noch ganz am Anfang unserer Portalumsetzung, als sich unser damals favorisiertes Content Management System weiter entwickelte und einen groooßen Versionssprung ankündigte. Unser Schlösschen geriet arg ins Wackeln, hatten wir doch die Betaversionen gerade mal für den aktuellen Betrieb hingebogen. Und wir sind ja keine Programmierer… Bei Oliver kündigten sich berufliche Veränderungen an und dann kam für unser Schlösschen der Killer: Dawanda, die mit recht ähnlichen Ideen, aber zusätzlich mit Geld im Rücken, das aufbauten, was wir nebenher versucht hatten. Etsy hatten wir als Alternative oder besser gesagt als weiteren Mitbewerber seiner Zeit gar nicht auf dem Schirm, obwohl sich das alles fast zeitgleich entwickelte. Schnell war klar, das unser Traum damit ausgeträumt war. Bevor es richtig losgehen konnte, war es schon vorbei.

Wie es sich für ein Märchenschloss gehört, gibt es aber trotzdem ein Happy End. Denn am Ende kam ein Anfang, den wir uns erst gar nicht hätten vorstellen können. Oliver und ich haben viele Jahre später geheiratet und unsere Hochzeits-E-Mailadresse lautete natürlich hochzeit@lieb-und-wert.de ❤

Von Dawanda zu Etsy

Nachdem Dawanda sein Ende angekündigt hat, stehen viele Kreative vor der Frage: Was mache ich nach Dawanda? Was ist eine Alternative zu Dawanda? Oder: Gibt es eine Alternative zu Etsy? Soll ich zu Etsy wechseln?
Dawanda hat dies heute in einer offiziellen E-Mail “angeboten”. Diese Frage muss sich jedoch jeder selbst beantworten. Das Ende von Dawanda hat jedenfalls wieder einmal gezeigt, dass es nie eine gute Idee ist sich von fremden Systemen abhängig zu machen. Das gilt für Dawanda, für Facebook und neben vielen anderen Plattformen auch für Etsy. Es kommt immer auf das richtige Zusammenspiel an, aber grundsätzlich sollte man die Fäden besser selbst in der Hand behalten.

Die Alternative zu Etsy

Nach der Erfahrung mit Dawanda ist vielleicht der Zeitpunkt gekommen, sich zuerst einmal um seine eigene Internetpräsenz zu kümmern, bevor man sich vom nächsten Anbieter abhängig macht. Denn auch wenn eine eigene Homepage nicht DIE EINE Alternative zu Dawanda ist, liegt darin der perfekte Dreh- und Angelpunkt für alle Marketing- und Verkaufsaktivitäten.

Gerne würde ich für diejenigen Dawanda-Künstler ohne eigener (oder ohne aktueller) Homepage für ein märchenhaftes Happy End in Form eines Neuanfangs sorgen. Wenn es darum geht eine eigene Homepage für seine kreative Idee aufzubauen, stehe ich gerne mit Rat und Tat zur Seite und kann sicher die eine oder andere Erfahrung aus unsere Lieb-und-wert-Zeit beisteuern 😉 Denn es wäre furchtbar schade, wenn aufgrund des Endes von Dawanda und aus Mangel an geeigneten Alternativen zu Etsy viele Kreative mit ihren unsagbar schönen Angeboten vom Markt verschwinden würden. Also: Macht weiter!